Naturgarten Hortus Wiesengrund

13.07.20 –

Fast jeder kann etwas gegen das Insektensterben auf seinem Balkon oder in seinem Garten tun. Seit 2007 habe ich dies in meinem Garten in Hagen-Emst praktisch umgesetzt: Den klassisch „ordentlich“ gestalteten, insektenunfreundlichen Garten mit den bekannten exotischen Pflanzenarten Kirschlorbeer und Forsythie und ganz viel kurzgeschorenem Rasen habe ich zu einem bunten, pflanzenreichen Garten auf 350 m² umgewandelt. Insekten, Molche, Vögel und Menschen fühlen sich hier wohl und finden ein LEBENSBIOTOP vor. 

Der Schlüssel zum Erfolg führt über drei wichtige Aspekte:

Verwenden von einheimischen (Wild)pflanzen

Schaffen von Lebensräumen durch Totholz, Teich, Hecken, Dach- und Fassadenbegrünung usw.

Kein Einsatz von Giften und Dünger  

Dazu kommt natürlich die Toleranz für weniger Ordnung im eigenen Garten.

Da ich berufstätig bin, sollte der Garten auch wenig Arbeit machen. Und es war klar, dass der Klimawandel Berücksichtigung finden sollte. Wochenlange Perioden ohne Niederschläge sollten dem Garten nichts ausmachen. Gerade in diesem Aspekt kommen einheimische Wildpflanzen dem Gärtner entgegen. Viele Arten benötigen eher trockene, nährstoffarme Standorte. An den bunten Blumenwiesen in den Bergen sieht man deutlich, zu welcher Blumenpracht solche Bedingungen führen können.

Daher habe ich in vielen Bereichen den vorhandenen nährstoffreichen Mutterboden ausgehoben und als Wall am Rande des Gartens entlang aufgeschichtet. Auf diesen Wällen wurden Wildrosen (Essigrose, Zaunrose, Zimtrose usw.), Wildhecken (Weißdorn, Schlehe, Pfaffenhütchen, Berberitze) und höher wachsende Stauden (z. Bsp. Wassserdost, Flockenblume)  gepflanzt. In den Bereichen, die ausgehoben waren, wurde Schotter, ja, richtig gelesen, Schotter eingebracht. Korngröße 0-60 mm. In anderen Bereichen Sand. Und auf anderen Flächen Kies. Allen gemein ist, dass sie sehr nährstoffarm sind und das Wasser schnell ablaufen lassen. Diese Bereiche sind heute im Sommer die buntesten Flächen. Arten wie Natternkopf, Seifenkraut, Spornblume, Wilde Karde, Storchschnabel, Thymian, Dost, Disteln, Karthäusernelken, Hauswurz usw. besiedeln diese Bereiche und bieten Insekten vielfältige Nahrung. Sowohl für die erwachsenen Tiere als auch für die Raupen und Larven. Und nach drei Wochen Urlaub, selbst ohne Regen, leben alle Pflanzen noch. Die Ressource Wasser wird gespart.

Dünger kommt auf diesen Flächen nie zum Einsatz. Er wäre kontraproduktiv, da er „Unkräuter“ wie Brennnessel oder Giersch fördern würde, die die einheimischen Wildpflanzen verdrängen würden. (Obwohl Giersch und Brennnessel wichtig für Insekten sind. Daher wachsen sie an anderen Stellen im Garten. Aber begrenzt.) Übrigens: Tierische Schädlinge gibt es nicht: Sie sind Teil eines Gleichgewichts. Ohne Blattläuse keine Marienkäfer und Florfliegen.

Mittlerweile ist die Naturgartenidee in Deutschland und vielen anderen europäischen Ländern etabliert. Dem Naturgarten e.V. gehören fast 3000 Mitglieder an, die der Wille eint, etwas für die einheimische Fauna und Flora zu tun. Auch ist die Beschaffung dieser Pflanzen dank spezialisierter Gärtnereien kein Problem mehr. Und Saatgut ist ebenfalls zu bekommen. Kein Gärtner muss deswegen seinen Wunsch nach einem bunten, lebendigen Garten aus diesem Grunde unerfüllt lassen. Durch diesen Verein und seine Mitglieder, das Lesen vieler Bücher zum Thema und der Besuch in den Gärten der Vereinsmitglieder habe ich mir Wissen über Naturgärten und die Zusammenhänge angeeignet.

Belohnt werde ich durch ein buntes Paradies, in dem fast ganzjährig das tierische Leben tobt und so zu einem Erlebnisraum für Menschen wird. Es ist ein Garten zum Entspannen, Genießen und Schauen. Im Garten leben Tierarten, die in vielen klassischen Gärten nie gesehen werden. Durch die einheimischen Wildpflanzen wird Insekten ein Nahrungsangebot bereitgestellt, das fast automatisch zu einer höheren Arten- und Individuenanzahl führt.

Der Teich zieht im Frühjahr Molche und Erdkröten an. Im Sommer ist er das Jagdrevier vieler Libellenarten. Das Insektenhotel ist selbst gebaut und beherbergt ab März solitär brütende Wildbienen. Auch das Dach der Garage habe ich zu einem Trockenbiotop umgestaltet,  das Insekten einen reich gedeckten Nahrungsraum bietet. Am Haus finden sich außerdem mehrere Fledermaus- und Vogelnistkästen und ein Hornissenkasten.

Selbst in einem Balkonkasten führt die Verwendung von einheimischen Wildpflanzen zu mehr Insektenvielfalt. Und pflegeleichter wird es dadurch auch, da die Wildpflanzen deutlich weniger anspruchsvoll sind als viele klassische Gartencenterblumen.

Ich helfe Gärtnern und Hausbesitzern gerne mit Rat, die selbst etwas in ihren Gärten, oder auf dem Balkon, für mehr Insektenvielfalt tun wollen. Im Herbst werde ich an der Volkshochschule auch wieder Vorträge anbieten.

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