Corona in Hagen – 10 Fragen an Christa Stiller-Ludwig

11.04.20 –

Nichts beschäftigt die Menschen zurzeit so sehr wie die Corona-Krise.  Da trifft es sich gut, dass unsere Sprecherin Christa Stiller-Ludwig durch ihre Arbeit im Umweltamt beruflich an einer Stelle sitzt, wo die wichtigen Informationen zusammenlaufen. 

Hallo Christa, seit einigen Wochen bist du am Management der  Corona-Krise  in Hagen beteiligt. Was für ein Gremium befasst sich damit? 

Der Krisenstab ist einberufen worden, um die Corona-Pandemie zu bewältigen. Er tagt immer dann, wenn Ungewöhnliches passiert ist und zügig viele schwierige Entscheidungen in kurzer Zeit getroffen werden müssen. In diesem Stab bin ich ständiges Mitglied für den Bereich Umwelt. Klingt kompliziert, aber ist es nicht: es ist ein Expertengremium, das zuarbeitet, berät und gemeinsame Entscheidungen vorbereitet, die der Vorsitzende treffen muss. Das ist OB Schulz als politisch gesamtverantwortliche Person. Die Zusammensetzung ergibt sich aus jeweils einer Person aus allen Bereichen, die durch die Krise betroffen sind oder sein können. In diesem Fall steht vor allem das Gesundheitsamt im Mittelpunkt, weil es das zuständige Amt nach Infektionsschutzgesetz ist. 

Im Krisenstab sind alle betroffenen Behörden vertreten, dazu Organisationen wie Feuerwehr, Polizei und Bundeswehr. Dieses Gremium ist eng in die Zusammenarbeit mit Bund und Land eingebunden und arbeitet nach strengen Regeln, die in jedem Bundesland gleich sind. Das macht die Umsetzung von notwendigen Entscheidungen schnell und unbürokratisch möglich.

Deshalb arbeiten auch möglichst immer die gleichen Personen im selben Stab jahrelang zusammen. Sie sind ständig telefonisch auf Abruf erreichbar und müssen im Alarmfall innerhalb weniger Minuten am Treffpunkt sein. In Stabsübungen trainieren wir gemeinsam teilweise mehrere Tage im Jahr, damit es im Krisenfall reibungslos klappt. Der Krisenstab wird bei Großschadensereignissen zusammengerufen. Das kann z.B. auch ein Großbrand sein. 

Darfst du dazu überhaupt Auskunft geben? 

Ja. Es werden doch keine geheimen Absprachen getroffen. Schnelle Medienarbeit und Information der Bevölkerung über Radio und Zeitung ist besonders wichtig, zur Schadensbegrenzung. Dafür gibt es extra ein festes Mitglied im Stab, das sich ausschließlich darum kümmert.

Seit wann befasst sich der Krisenstab mit der Corona-Lage? 

Wir hatten das große Glück, schon eine Woche vor dem ersten Bekanntwerden eines Corona-Falles in Hagen starten zu können. Das war am 28.2.20. So kamen wir, wie man sagt, „vor die Lage“. Wir konnten zeitig reagieren, Schulen und Kindergärten in Hagen vorbereiten auf das, was kommen wird. Das Gesundheitsamt konnte Kontaktwege schnell verfolgen und so früh einen unkontrollierten Anstieg der Infektionszahlen vermeiden. 

Wie arbeitet ihr?

Ein bestimmtes Problem wird besprochen, gemeinsam überlegt man einen Lösungsweg. Die einzelnen Ämter oder Organisationen erhalten dann entsprechende Aufträge. Die Aufgaben werden sofort oder am nächsten Tag ausgeführt. Es folgt die Kontrolle der Ergebnisse. 

Natürlich muss man flexibel sein. So wurden Mitarbeiter*innen der Verwaltung kurzfristig zum Gesundheitsamt abgeordnet, um es bei den Verwaltungsaufgaben zu unterstüt-zen. Ideen sind gefragt. So hat das Schulamt z.B. in den Ferien nachgefragt, in welchen Schulen Schutzausrüstung aus dem Chemieunterricht vorhanden ist, die im Gesundheitsbereich verwendet werden kann. Wir sind bestrebt, in Kooperation Lösungen zu finden, ohne dass an anderen Stellen neue Probleme entstehen.

Wie oft tritt der Krisenstab zusammen? 

Anfangs täglich, mittlerweile alle zwei bis drei Tage, weil es die geregelte Situation zulässt. Wir kommen inzwischen in kleineren Gruppen und auch online zusammen. Die Lage verändert sich ja ständig, so dass sie immer wieder neu bewertet werden muss. Die Mitglieder im Krisenstab stehen alle Tag und Nacht auf telefonischen Abruf bereit.

Wie beurteilst du die Situation in Hagen?

Die Zusammenarbeit hat bisher wunderbar geklappt. Die Hagener*innen ziehen sehr gut mit, so dass die Zahlen der Infizierten recht niedrig sind. Wir arbeiten daran, dass das so bleibt.

Wo siehst du besondere Probleme?

In vielen Herkunftsländern von Zugewanderten ist es üblich, dass man sich draußen und in Gruppen aufhält. Hier mussten wir darauf achten, dass auch Menschen ohne Deutschkenntnisse Informationen über die Abstands- und Kontaktregeln erhalten und verstehen. 

Welche Erfahrungen hat man in Hagen mit dem Anwenden dieser Regeln gemacht? 

Die große Mehrheit der Menschen hat sich einsichtig gezeigt. Wir achten aber auch darauf, dass keine Treffen von Gruppen z.B. in geschlossenen Hinterzimmern stattfinden, obwohl der Treffpunkt geschlossen wurde. Ganz Uneinsichtigen drohen auch hohe Geldstrafen, weil sie das Wohl der Allgemeinheit gefährden.

Wie siehst du die künftige Entwicklung?

Wir werden sicher nicht sofort nach den Osterferien wieder in den Normalzustand gehen. Wenn wir Glück haben, kommen in den nächsten Wochen die ersten Lockerungen. Ich könnte mir vorstellen, dass dann erste Dienstleistungen wieder angeboten werden dürfen. Da müssen wir auf Anweisungen vom Land warten, und die Länder richten sich nach den Anweisungen des Bundes, der sich nach Ostern dazu äußern will.

Was sollten wir als einfache Bürger*innen tun?

Bitte unbedingt die Vorschriften einhalten, damit wir alle gesund bleiben!

Und wer in der Krise helfen möchte, kann bei der Freiwilligenzentrale nachfragen, welche Hilfeleistung gerade gesucht ist. Und, sehr wichtig: auf die Leute in der eigenen Nachbarschaft achten. Gibt es dort eine Person, die gar nicht mehr rausgeht, die wenig oder keine Kontakte hat? Sich kümmern – wie es zu einer guten Nachbarschaft gehört.

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