Kapitel 9: Wirtschaftsförderung, Stadtmarketing, Tourismus

Wirtschaftsförderung mit Konzept

Wirtschaftsförderung, Stadtmarketing und Tourismus sind die Kernbereiche einer zukunftsfähigen Vision für Hagen. Zur Überwindung des Stillstandes müssen Wirtschaft, Kultur und Tourismus berücksichtigt und gefördert werden. Bündnis 90/ Die GRÜNEN plädieren für eine gemeinsame Aktion aller interessierten und erforderlichen Akteure, die Zukunft Hagens aktiv zu gestalten. Dabei gilt es, das Selbstbewusstsein für die Region zwischen Sauerland und Ruhrgebiet zu entwickeln. Die Stärken stärken und Schwächen schwächen muss das Credo sein.

Bisher versteht sich die Wirtschaftsförderung in der Stadt Hagen in erster Linie als Erfüllungsgehilfe für die Vermarktung von Grundstücken. Dabei wurde der seit Jahrzehnten stattfindende Strukturwandel des Ruhrgebiets entweder weitgehend ignoriert oder aus der Distanz bestaunt. Stattdessen folgt man gebetsmühlenhaft dem Credo der Wachstumsökonomie, die Neuansiedlung von größeren Unternehmen auf von der Stadt erschlossen zur Verfügung gestellten und zu niedrigen Preisen angebotenen Flächen zu betreiben. Siedelte sich dann tatsächlich mal ein Betrieb im Hagener Stadtgebiet an, stand der Flächenverbrauch oft in keinem Verhältnis zu den neu geschaffenen Arbeitsplätzen. Den Preis werden zukünftige Generationen von HagenerInnen zahlen müssen.

HAGENagentur und Wirtschaftsförderung in der Kritik

HAGENagentur und speziell die Hagener Wirtschaftsförderung sind unabhängig von den personellen Querelen der vergangenen Jahre auch als Dienstleister kritisch zu sehen.

Gewerbliche Neuansiedlungen werden fast schon traditionell nicht erreicht. Stattdessen werden die wenigen dafür geeigneten Flächen, wie z.B. die Hassleyer Insel, auch mit Unterstützung der Hagener Wirtschaftsförderer dem großflächigen Einzelhandel oder zweifelhaften Prestige-Projekten wie der Enervie-Hauptverwaltung geopfert. Dabei werden die negativen Folgen für die Innenstadt und die Entwicklung der Wehringhauser Straße einfach ignoriert. Im Falle der neuen Rathaus-Galerie rühmt sich die Wirtschaftsförderung, die Voraussetzungen für den Baubeginn durch die Akquise des Haupt-Ankermieters geschaffen zu haben. Tatsächlich hat man der Volme-Galerie den bisherigen Ankermieter ‚Saturn‘ abgeworben. Die Beispiele ließen sich fortsetzen. Die Hagener Wirtschaftsförderung betreibt eine Politik, die sich nicht an den Bedürfnissen der Bürger und der Unternehmen orientiert.

Die Stadt zukunftsfähig zu machen bedeutet: Gutes bewahren und fördern, und Neues entwickeln. Neben der Unterstützung und Weiterentwicklung der vorhandenen Wirtschaftsunternehmen, sowohl aus Industrie und Dienstleistung, muss dem Strukturwandel Rechnung getragen werden.

Für den ersten Bereich steht beispielsweise die Kaltwalzindustrie, bei der man von einem Wirtschaftscluster sprechen kann: In Hagen befindet sich der Mittelpunkt der Kaltwalzwirtschaft mit einem enormen Know-How bei vielen Betrieben, die miteinander arbeiten und sich gegenseitig befruchten. Hagen muss die Rahmenbedingungen so gestalten, dass sich dieses Cluster weiter festigen und entwickeln kann. Dies ist die eine Aufgabe der Wirtschaftsförderung.

Die zweite Aufgabe ist, einen Prozess mit allen Hagener Akteuren zu initiieren, an dessen Ende Vision, Ziele und eine Strategie stehen, neue Wirtschaftszweige entstehen zu lassen. Und auch da kann von Vorhandenem ausgegangen werden. Zu berücksichtigen sind Nachhaltigkeitskriterien, Strukturwandel und zukünftige Trends, – eben Wirtschaftsförderung mit Vision und Konzept!

Positive Begleitung

Da es sich hierbei um wesentliche Erfordernisse für eine positive wirtschaftliche Entwicklung von Hagen handelt, fordern Bündnis 90 / Die GRÜNEN, diesen Themenbereich stärker politisch zu begleiten. Wir wollen den seinerzeit abgeschafften Ratsausschuss für Beschäftigung und Wirtschaftsförderung (WBA) wieder aufleben lassen. Zudem müssen an solchen Beratungen neben den Parteien alle wesentlichen gesellschaftlichen Akteure beteiligt werden, – zum Beispiel Unternehmen, Gewerkschaften, Hochschulen, Kulturschaffende und Sozialeinrichtungen sowie die Kirchen. Das Ziel ist die Schaffung einer positiven Aufbruchstimmung und die Initiierung von GUTEN PROJEKTEN.

Wir  GRÜNE setzen uns dafür ein,

  • bestehende Brachflächen zu entwickeln, statt neue Flächen zu versiegeln
  • auch jenseits der traditionellen industriellen Strukturen Arbeitsplätze zu schaffen und bestehende zu fördern
  • kleine und mittelständische Unternehmen sowie Innovationen und umweltfreundliche Produktion zu fördern
  • den Verkauf größerer und attraktiver Flächen an die Schaffung von Arbeitsplätzen zu koppeln
  • bei der Erschließung neuer Flächen entstehende Kosten konsequent den neuen Eigentümern zuzuordnen und nicht wie in der Vergangenheit zu vergesellschaften
  • zielorientierte Fördermittel zu akquirieren und in Gebietsförderungsprogrammen berücksichtigt zu werden
  • sowie als Forderung an das Land: Einen Fond oder eine Entwicklungsgesellschaft für die Revitalisierung von Brachflächen einzurichten

Wochenmärkte

Wochenmärkte haben einen Event- und Treffpunktcharakter. Die vielen Stadtteilmärkte mit Veranstaltungscharakter (Bauernmärkte, Lichterfest, Weihnachtsmärkte …) sind ein beredtes Zeugnis dafür, dass Nachfrage seitens der Bürger vorhanden ist. Wir wollen das Wochenmarktkonzept für Hagen in diesem Sinne überarbeiten. Das kann von bedarfsorientierten Öffnungszeiten bis zu reservierten Plätzen für Kreativangebote und eine Nische für die Crafting-Szene reichen.

Arbeitsmarkt und gute Arbeit

Die Entwicklung des Arbeitsmarktes und die Entwicklung der Arbeitsbedingungen unterliegt vielfältigen Rahmenbedingungen. So befinden wir uns immer noch im Strukturwandel, den es sozial und wirtschaftlich verträglich zu gestalten gilt. Neben der Förderung der vorhandenen Arbeitsplätze sind Rahmenbedingungen zu schaffen, auch neue Wirtschaftsbereiche zu erschließen. Insbesondere der demografische Wandel wird tiefgreifende Veränderungen mit sich bringen. So werden innerhalb weniger Jahre große Teile der Belegschaften in den Ruhestand gehen. Allerdings stehen dem keine neuen jungen FacharbeiterInnen gegenüber. Der Notwendigkeit, für entsprechenden Ersatz zu sorgen, wird nicht Rechnung getragen. Im Gegenteil, die Anzahl der Ausbildungsplätze in 2013 ist zurückgegangen. Die Stadt Hagen und ihre Tochtergesellschaften sollten mit gutem Beispiel vorangehen. Bündnis 90 / Die GRÜNEN fordern, dass bei allen städtischen Betrieben eine Analyse der demografischen Situation durchgeführt wird. Ziel ist, eine mittel- bis langfristige Personalplanung zu erstellen. Zusätzlich fordern wir einen Erhöhung der Ausbildungsquote bei der Stadtverwaltung. Auszubildende sollen anschließend von der Stadt übernommen werden. Denn die Verwaltung wird in Zukunft absehbar nicht zu viel, sondern zu wenig Personal haben.

Die Entwicklung des Arbeitsmarktes und die Förderung von „Guter Arbeit“ ist auf der kommunalen Ebene nur bedingt steuerbar. Aber neben der Förderung der wirtschaftlichen Entwicklung gibt es viele weitere Maßnahmen zur Arbeitsmarktpolitik. Hier sind Fördermöglichkeiten arbeitsmarktpolitischer Maßnahmen durch das Land, den Bund, die EU und weitere Mittelgeber zu prüfen.

Wir schlagen vor, eine Stelle für Förderkoordination einzurichten. Diese soll eng mit der Wirtschaftsförderung und dem sozialen Bereichen zusammenarbeiten. Das Ziel ist die Akquise von Projekten und Fördermaßnahmen, die in eine Gesamtstrategie für die Hagener Entwicklung eingebunden ist.

Hagen als Ort der Kreativwirtschaft

Hagen ist Stadt der Bildung, Weiterbildung und der Fernuni. Das ist eine ideale Keimzelle für Kreativ-Wirtschaft. Wir unterstützen daher

  • die Ansiedlung von Co-Working: Vorhandene Industriebauten dienen als kreative Räume für kleine UnternehmerInnen, KünstlerInnen und Bürgerprojekte (vergleichbar etwa dem „Unperfekthaus“ in Essen)
  • freien Internet-Zugang im Innenstadtbereich

Wir sehen mit Sorge die Tendenz, in immer gleichen Konsumtempeln („Malls“) immer gleiche Geschäfte anzutreffen. Stattdessen soll alles versucht werden, damit unsere Innenstadt sich durch besondere Angebote regionaler Anbieter auszeichnet. Zusätzlich sollen in einer gemeinsamen Aktion Vermieter durch die Stadt unterstützt werden, einnahmeschwächeren, aber innovativen und attraktiven Einzelhandelskonzepten Vorrang zu geben. Das gilt vor allem für die Stadtteile.

Stadtmarketing & Touristik

Die einmalige Kombination aus anspruchsvoller Landschaft, Flüssen und Seen in der unmittelbaren Umgebung bietet reichlich Potential, die Attraktivität für die eigenen Bürger und Sportler aus der näheren und weiteren Umgebung zu steigern. Dazu soll in Zusammenarbeit mit den vor Ort vorhandenen Hochschulen, der Ruhrtalinitiative u.a. das Naherholungs- und Tourismuskonzept für Hagen passgenau weiterentwickelt werden. Ein Kernprojekt ist der

Sportpark Lenne-Region

Bündnis 90 / Die GRÜNEN schlagen vor, Hohenlimburg zu einem überregionalen Sportzentrum, dem Sportpark Lenne-Region, auszubauen. Die herausragenden Möglichkeiten von Mountain Sports, Radwandern, Wandern, Kanusport und unterschiedlichsten Laufstrecken müssen organisiert und kommuniziert werden. Auch hier gilt es, mit allen Interessierten gemeinsam ein Konzept zu entwickeln und umzusetzen. Die Kanustrecke in Verbindung mit Camping und Wohnmobilstellplätzen kann kombiniert werden mit Angeboten von Wellness sowie Fahrrad- und Wassersportgeschäften. In Verbindung mit Schloss, Museen, Theater und Gastronomie entsteht so ein kombiniertes Freizeitangebot für die ganze Region.

Ausgangspunkt Rad- und Wandertourismus

Als besonders waldreiche Stadt und als „Tor zum Sauerland“ bietet Hagen ideale Bedingungen, Ausflüge in das Sauerland zu unternehmen. Wanderstrecken gibt es schon viele. Spätestens seit der zunehmenden Verbreitung von Elektrofahrrädern müssen aber neue Radwege angelegt werden. Ein Anschluss an den Ruhr-Radwanderweg, der bereits heute einen touristischen Magneten darstellt, bietet zusätzliche Möglichkeiten, Touristen und Tagesausflügler zum Verweilen in Hagen zu verleiten.

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