Bericht aus der Sitzung der Bv Haspe am 25.11.2021

09.12.21 –

„Indem ich schreibe, verändere ich die Welt, schon dadurch, dass ich schreibe.“ (Heinrich Böll)

Es gibt verschiedene Gründe, warum ich meinen Bericht aus der November-Sitzung der BV Haspe nicht schneller schreiben und veröffentlichen konnte – aber heute nun will ich das nachholen. Auch, weil ich ein paar Gedanken zu der Sitzung endlich aus dem Kopf bekommen möchte – denn sie bereiten mir Kopfzerbrechen und schlechte Laune.

Sitzungen der Bezirksvertretung sind öffentlich, und darum dürfen Bürgerinnen und Bürger, aber natürlich auch die Vertreter der Presse an jeder BV-Sitzung teilnehmen und darüber berichten. An der Novembersitzung nahm die heimische Presse NICHT teil. Und siehe da: Die Sitzung war vergleichsweise kurz, die Wortbeiträge wurden sachlich und fast schon sanft vorgetragen – kurz und gut: Wenn das Publikum fehlt, kann das Eierlegen ohne lautes Gackern passieren. Spannend.

Aus meiner Sicht ein sehr wichtiges Thema der November-Sitzung war die längst fällige Berichterstattung über das „Sofortprogramm Innenstadt 2020“. Ich bin froh, dass wir das Thema kurz vor Weihnachten endlich auf der Tagesordnung hatten – fast ein ganzes Jahr nach der (Presse-)Mitteilung, dass Gelder (insgesamt mehr als 1 Mio Euro) für die Zentren von Hagen, Hohenlimburg und Haspe bewilligt wurden. Die Vorlagennummer (0072/2021) deutete darauf hin, dass der Bericht, den wir und die anderen betroffenen BVen bekommen haben, schon früher im Jahr geschrieben wurde. Dass wir in Haspe neben dem doch sehr allgemein gehaltenen schriftlichen Bericht jetzt auch noch Besuch aus der entsprechenden Fachabteilung bekamen, lag ziemlich sicher an unserer GRÜNEN Anfrage – auch, wenn über diesen Zusammenhang keiner ein Wort verlor. Im schriftlichen Bericht selber sucht man leider vergeblich nach Spuren des Handelns in Haspe – was vermutlich daran liegt, dass es noch keine gibt. Ich will gerne erklären, warum mich der Sachstand auch sonst ein bisschen beunruhigt:

Ich habe Kollegen und Freunde im Siegerland, im Märkischen Kreis, im Rheinland – sie alle berichten, dass es landauf, landab jetzt solche Projekte gibt.  Und die ersten Berichte klingen alle ähnlich – ich zitiere mal aus dem vorliegenden Text: „…Das Konzept fußt auf der Etablierung eines All-Around-Spaces im Herzen der Stadt. Dies beinhaltet neben der Errichtung eines Co-Working-Centers auch eine Anlaufstelle für Veranstaltungen, Vorträge oder Gründerpitches. Im Vordergrund des „HAGENSPACE“ stehen Austausch, Ausprobieren und Zusammenarbeit, vor allem aber die Leerstandreduzierung und die Entwicklung eines Gründer-Ökosystems. …“

Wow. Klingt modern. Und wie aus einem Handbuch für die Marketing-Abteilung! HagenSpace kann man vermutlich beliebig ersetzen durch „SiegenSpace“ oder „MendenSpace“ – die Probleme sind ja überall dieselben. Die Lösungen aber – die müssten doch individueller sein, denke ich.  In der Oktober-Sitzung hatten wir als BV einen ausführlichen Beitrag von Salvatore Bucco gehört, der schon mit vielen Akteuren in der Hasper City Kontakt hatte, um seine Hasper Lichter zu stemmen.  Ich denke: Genau das ist der Weg! DIE Menschen finden, die ein Interesse, die Leidenschaft und das lokale Wissen mitbringen – und die individuelle Ideen für den Stadtteil auf den Weg bringen – und auch dranbleiben. Denn dieses „Wiederbeleben“ braucht Zeit– in Gevelsberg  hat man es hinbekommen, die Mittelstraße zu einem beliebten Treffpunkt für die Bürgerinnen und Bürger werden zu lassen, aber es hat grob geschätzt 15 Jahre gedauert. Und während in Haspe ein Geschäft nach dem anderen zumachte, die Werbegemeinschaft sich verabschiedet hat und sich vielleicht auch in der BV Ratlosigkeit breit machte – haben die Gevelsberger Händler und Gastronomen die Sache selbst in die Hand genommen.

Ich finde: Genau DABEI sollte das „Zentrenmanagement“ unterstützen – damit es auch dann noch weitergeht, wenn 2023 die Gelder aufgebraucht sind. Denn ohne Zauberstab kann man in zwei Jahren keine Innenstadt verwandeln. Und „Co-Working-Center“ schaffen nicht wirklich neue Arbeitsplätze und erst Recht keine Aufbruchstimmung in der Bevölkerung – erst Recht nicht, wenn nie einer im Center worked…

Durch weite Teile der Tagesordnung schritten wir eiligen Fußes – es gab keinen Grund, dem Wunsch nach einem Sachstand über Straßenbaupläne am Spielbrink (Top 4.1) nicht nachzukommen. Um mehr Licht an der Rundturnhalle (Top 5.1) zu bitten, schien allen sinnvoll; ebenso, die Zone-30 am Hasper Hammer (TOP 5.2) zu verlängern, die Verwaltung prüfen zu lassen, ob eine Fläche vor dem Ev. Krankenhaus insektenfreundlich eingesät werden kann (Top 5.3) und (mal wieder) zu hören, dass für den VRR  die Barrierefreiheit des S-Bahnhofs in Westerbauer(TOP 5.4)  offenbar keine Priorität hat.

Unter den Tagesordnungspunkten der Verwaltung gab es einiges zur Kenntnis zu nehmen, bzw. an das nächste Gremium weiterzureichen – den Bericht (Offene) Kinder- und Jugendarbeit 2018/2019/2020 (TOP 7.1), das Straßen- und Wegekonzept bis 2025 (TOP 7.2), eine Vorgehensweise zum Thema LKW-Verkehr in Wohnquartieren (TOP 7.3), eine Änderung des Landschaftsplanes (TOP 7.4) sowie einen Bericht zum „Kommunalinvestitionsförderungsgesetzes“ (TOP 7.5). Ich hab versucht, alles zu lesen und zu verstehen – schaut Euch das im Allris mal an, das ist schon (wie sagt man neuerdings?) herausfordernd!

Last but not least – noch ein Schmankerl zum Schluss:

Unter TOP 6.2. beschlossen wir, aus Mitteln der BV 4500 Euro für die Errichtung einer Outdoor-Basketballanlage zur Verfügung zu stellen. Mit dem Geld soll einer von sechs höhenverstellbaren Basketballkörben bezahlt werden, auf die der Streetball-Nachwuchs 3 gegen 3 spielt. Der Rest wird aus der Sportpauschale finanziert. Ist also wohl eher eine symbolische Summe – denn die Gesamtkosten liegen bei stolzen 250.000 Euro.

Ich finde das Projekt sinnvoll und überzeugend und freue mich ehrlich, dass dieser Teil der Bezirkssportanlage endlich „wiederbelebt“ werden soll – sie ist teilweise arg heruntergekommen und einige Plätze in ihr werden nicht oder nur wenig genutzt. Und natürlich freue ich mich auch sehr, dass eine so große Investitionssumme nach Haspe kommt.

Aber ein wenig verwundert bin ich schon – weil ich bei der Recherche zum Thema auf ein Protokoll des Sport- und Freizeitausschusses gestoßen bin, in dem steht: „…auch die BV Haspe hatte bereits einen Zuschuss in Aussicht gestellt“. Das Protokoll stammt aus  dem Juni 2021. Als BV-Mitglied habe ich aber erstmal im Oktober 2021 gehört – und konnte also gar kein Geld in Aussicht stellen, selbst wenn ich es gewollt hätte.

Als ich danach fragte, flogen ein paar vielsagende Blicke zwischen sportinteressierten Männern hin und her – aber darüber steht natürlich nichts im Protokoll. Und da kein Journalist da war – steht darüber auch nichts in der Zeitung.

Fazit des Tages:

Wer schreibt, der bleibt. Das gilt für angehende Journalistik-Student*innen und für Protokollführer im Verwaltungsalltag. Und siehe da: Es gilt wohl auch in der Politik.

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